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Lager seines Neffen und schlo ihm die Augen und den Mund. *
Ein allgemeiner Schrecken verbreitete sich auf die Kunde von des Herzogs Ermordung in Paris und im ganzen Lande, aber die Hoffnung des Mrders wurde getuscht. Die Gattin des Prinzen gebar im September einen Sohn, Heinrich, Her-zog von Bordeaux, der mit dem Wasser des Jordan, das Herr von Chateaubriand mitgebracht, getauft und als muth-malicher dereinstiger Thronfolger betrachtet wurde. Louvel, der seine ruchlose That ohne Mitschuldige verbt hatte, ward am 6. Juni 1820 hingerichtet.
Jetzt aber erhoben die Ultra's gegen Decazes die furcht-barsten Anklagen. Sie gaben ihm Schuld, durch Begnstigung des Liberalismus solche .'verbrecherische Gedanken im Volke erzeugt zu haben, ja sie bezeichneten ihn geradezu als Urheber des begangenen Frevels. Graf Artois bestand auf seiner Entlassung, der König mute nachgeben, und am 20. Febr. bernahm Richelieu wieder das Ministerium. Die Prefrei-heit ward aufgehoben, ein neues Wahlgesetz zu Gunsten der Aristokratie erlassen, die persnliche Sicherheit und die Lehr-freiheit beschrnkt; berhaupt sollte ein streng monarchisches System den ffentlichen Geist in royalistische Bahnen zurck-fhren. Die Folge aber war, da die feindlichen Parteien sich in geheime Clubs zurckzogen und Verschwrungen an-zettelten, die jedoch unterdrckt wurden.
Frankreich befand sich im Zustande groer Aufregung, als die im Juli 1821 anlangende Kunde vom Ableben Napoleons die Aufmerksamkeit eine Zeit lang von den Tages-fragen ab und auf den groen Todten lenkte. Seine von St. Helena zurckgekehrten Gefhrten verbreiteten die Nach-richt von seinen Entbehrungen und Leiden in der Gefangen-schaft, die von ihm verfaten oder durch ihn eingegebenen Schriften entwickelten sich zu einer eigenen bonapartistischen Literatur, in welcher die Vorzge des Eroberers erhoben, seine Schwchen verhllt und das Urtheil der Menge irre geleitet ward. Ein strahlengekrnter Napoleon trat in der Phantasie an die Stelle des wirklichen, und neue Begeisterung fr den Hingeschiedenen ward in den Massen rege. Es bildeten sich Verschwrungen, deren Rdelsfhrer hingerichtet wurden,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Chateaubriand Napoleons Helena Napoleon
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ein Blitz einschlug und das Feuer der Begeisterung zu hellen Flammen anfachte. Die alte Hoffnung der Polen auf Frankreichs Untersttzung steigerte die Kampflust. Da erschien im October 1830 ein Befehl des Kaisers, das polnische Heer auf den Kriegsfu zu setzen. Man frchtete, da dasselbe als Vorhut gegen Frankreich verwandt, und Polen von russischen Truppen besetzt werden sollte. Die Verschworenen, der Be-vlkerung der Hauptstadt gewi, beschlossen die Ausfhrung
ihres Planes.*)
Zwar hatte man eine dunkle Kunde von der Verschwrung, und der Grofrst Konstantin war nicht ohne Warnung geblieben. Am 29. November Abends sechs Uhr wollte man losschlagen. Die Russen waren in der grten Sorglosigkeit. Whrend ihre Offiziere sich in Theatern oder in Gesellschaften befanden, und die Soldaten in den Kasernen sich selbst ber-lassen waren, hatte der Grofrst Konstantin den Abend in seiner gewohnten Umgebung auf seinem Lustschlosse Belvedere heiter begonnen, ohne die mindeste Gefahr zu ahnen, als sich pltzlich das Ungeteilter entlud. Die Verschworenen hatten die Rollen bertheilt; ein Theil hatte die Ermordung des Vice-knigs, ein anderer die Erstrmung des Zeughauses, ein drit-ter die berrumpelung der Kaserne bernommen. Das An-znden eines am Ende der Stadt gelegenen Brauhauses sollte das Signal fem. Unter dem Rufe: Tod dem Tyrannen!" strzten gegen zwanzig Verschworene nach dem Belvedere, tdteten den Viceprsidenten und einen General, der dem Grofrsten hnlich sah, und wollten schon in Constantms Gemach dringen, als dieser durch die Geistesgegenwart seines Kammerdieners gerettet ward, der die Thr verriegelte und seinen Gebieter in einer Dachkammer in Sicherheit brachte. Constantin, von dem Vorfall aufs uerste erschreckt, verlie auf geheimen Wegen das Schlo und die Stadt. Whrend die Verschworenen die Rettung Constantms als ein Unglck ansahen, scheiterte auch die Entwaffnung der russischen Re-gttnenter, die sich vor ihren Kasernen in Schlachtordnung auf-gestellt hatten. Aber die Hauptsache, die Erstrmung des
*) Wie unvorsichg man dabei verfuhr, beweist der Umstand, da am Lustschlosse des Grofrsten ein Zettel angeschlagen ward: ,.Bon Neujahr an zu vermiethen!"
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Constantms
115
wurde, als er endlich vor Wilna ankam, von den inzwischen verstrkten Russen zurckgeschlagen und genthigt, am 12. Juli bei Memel der die preuische Grenze zu gehen, wo sein Corps die Waffen streckte. In demselben Augenblicke wurde Gielgud von einem aus den Reihen hervorsprengenden Offizier mit den Worten: Stirb, Verrther!" erschossen. Dagegen schlug sich sein Untergeneral Dembinski mit 4000 Mann durch die Russen durch und erreichte glcklich Warschau.
Nach Diebitsch's Tode hatte Graf Paskewitsch-Eriwanski, durch seine Kriegfhrung gegen Persien und in Kleinasien be-rhmt, den Oberbefehl der die russischen Truppen bernommen. Er fate den Plan, den Krieg an die untere Weichsel zu ver-legen und ging auf das linke Ufer, um Warschau von seiner schwchsten Seite aus anzugreifen. Hier waren Schrecken und Verwirrung in stetem Steigen. Skrzynecki's Thatenlosigkeit, die Unzufriedenheit der die Maregeln der Regierung, welche die Vertheidigung des Vaterlandes Preis zu geben schien, der Verdacht eines Verrathes, die Lhmung aller Krfte brachten am 15. August einen Aufstand hervor. Der Pbel erbrach unter der Leitung des Priesters Pulawski die Gesng-niffe und ermordete einige dreiig Personen, die hier wegen wirklicher oder vermeintlicher Verrtherei saen, Schuldige und Unschuldige, sogar Frauen. Nachdem Skrzynecki am 10. August den Oberbefehl abgegeben, war dieser einstweilen an Dembinski und Prondzynski bertragen worden, aber bei* dem Erlschen aller Begeisterung und Thatkraft nahm die Anarchie immer mehr berhand. Die provisorische Regierung lste sich auf; Czartoryski entfloh verkleidet ins polnische Lager. Der vom Pbel eingeschchterte Reichstag ernannte den rnkesch-tigen General Krukowiecki zum Prsidenten, der treuloser Weise die Verwirrung mehrte, um sich fr den Verrath des Vater-landes beim Kaiser einen Dank zu verdienen.
Als Paskewitsch gegen die Hauptstadt vorrckte, schickte Krukowiecki, angeblich um Lebensmittel zu suchen, den Genuesen Romarino mit 20,000 Mann weit von Warschau weg, so da in der Stadt nur noch 34,000 Mann blieben. Am 6. und 7. September begannen die Russen den Sturm auf die pol-ntschen Verschanzungen, aber auch jetzt in der uersten Be-drngni fehlte unter den polnischen Generalen alle Einheit
8*
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Extrahierte Personennamen: Gielgud Dembinski Graf_Paskewitsch-Eriwanski August August Czartoryski Krukowiecki Krukowiecki Romarino
306 -
Ferdinand Ii. von Neapel wute sich von seinem Volke allzu-sehr gehat, als da er irgend einen Weg wohlwollenden Entgegenkommens htte einschlagen mgen. Er zog sich in seinen entlegenen Palast Caserta oder nach Gaeta zurck, wo ihn zahlreiche Wachen umgaben. Es fehlte nicht an Ausbrchen des Hasses und der Unzufriedenheit. Im November 1856 versuchte der Baron Bentivenga in teilten die Verfassung von 1812 herzustellen, wurde aber berwltigt und hingerichtet. Ein Soldat, Namens Milano, machte auf der Parade einen Mordversuch auf den König und bte mit dem Leben. Der Oberst Pisacane, ein Freund Mazzini's, landete mit einer bewaffneten Schaar an der neapolitanischen Kste, um einen Aufstand zu erregen, ward aber, schwer verwundet, gefangen genommen. Ein furchtbares Erdbeben (Dee. 1857), das gegen 20,000 Huser zerstrt und an 10,000 Menschen verschttet haben soll, machte auf die knigliche Familie nicht den geringsten Eindruck.
Die geheimen Gesellschaften in und auer Italien ent-wickelten eine ungemeine Thtigkeit. Sie sahen in der Annherung Rulands und Frankreichs einen Bund zweier Despoten, der der Freiheit der Völker Gefahr drohe. Da Napoleon die Freiheit in Frankreich unterdrckte, so erwartete man von seinem Einflu auf Victor Emanuel fr Italien kein Heil, und den Anhngern Mazzini's erschien er, der einst zum Bunde der Carbonari gehrt, geradezu als Abtrnniger und Verrther. Bei der verzweifelten Lage des Landes und der Gluth der Leidenschaft glaubte man durch ein erschtterndes Ereigni den trostlosen Verhltnissen eine gnstigere Wendung geben zu knnen. Da unternahm es Felix Orsini, der Mit-glied der constituirenden Versammlung in Rom gewesen, dann in streichische Gefangenschaft gefallen und aus dem Kerker in Mantua entkommen war, eine Verschwrung gegen Napoleons Leben zu stiften, und verband sich zu diesem Zweck in England mit drei anderen italienischen Flchtlingen, Pieri, Gomez und Rudio. Er lie in aller Stille eine eigenthm-Itche Art von Bomben anfertigen und begab sich mit seinen Genossen von London nach Paris. Als Napoleon am Abend des 14. Januar 1858 mit seiner Gemahlin nach der Oper fuhr, wurden die furchtbaren Bomben gegen seinen Wagen
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii Ferdinand Bentivenga Namens_Milano Napoleon Victor_Emanuel_fr Felix_Orsini Felix Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Caserta Gaeta Italien Rulands Frankreichs Frankreich Italien Rom Mantua England Gomez London Paris
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es msse etwas Auerordentliches geschehen, in sich zu einer Art von stillem Wahnsinn genhrt und gesteigert, und sein entschlossener, furchtloser Wille schritt zur That. Als die hassenswrdigste Persnlichkeit, als der eigentliche Verrther der deutschen Freiheit erschien ihm Kotzebue: er sollte fallen.
Ohne von seinem Plane etwas merken zu lassen, reiste er von Jena nach Mannheim, wohin Kotzebue bergesiedelt war. Am 23. Mrz 1819, um elf Uhr Morgens, lie sich Sand in Kotzebue's Wohnung melden, und ward auf den Abend zwischen 4 und 5 Uhr wiederbestellt. Er fand sich zur bestimmten Zeit ein und ward in em Zimmer gefhrt, in das Kotzebue bald nachher eintrat. Sofort brachte ihm Sand mit den Worten: Hier, Verrther des Vaterlandes!" mehrere Dolchstiche bei, die nach einem kurzen Hlferufe alsbald den Tod des Opfers zur Folge hatten. Whrend die Familie des Ge-mordeten herbeistrzte, stie der Mrder, die Treppe hinunter-eilend, sich selbst den Dolch in die Brust, rief dann, auf der Strae angelangt: Hoch lebe mein deutsches Vaterland!" kniete nieder und stie sich mit den Worten: Ich danke dir, Gott, fr diesen Sieg!" zum zweiten Mal das Messer in die Brust. Von der herbeieilenden Wache wurde er bewutlos in ein Krankenhaus, dann in ein Gefngni gebracht, wo er von seinen Wunden genas und einer strengen gerichtlichen Untersuchung unterworfen ward. So sehr man auch darauf ausging, einer angeblich weit verzweigten Verschwrung oder geheimen Vehme auf die Spur zu kommen*), so konnte man doch keine Mitwisser oder Mitschuldige entdecken, weil Sand keine solchen hatte. Dieser Unglckliche, der, ohne zur Er-kenntni seines Frevels zu kommen, bis zum letzten Augen-blick fr seine That begeistert blieb, in dem Wahne, Deutsch-land einen Dienst geleistet zu haben, wurde am 20. Mai 1820 zu Mannheim mit dem Schwerte hingerichtet.
*) Bald nach Sand's That machte ein junger Apotheker, Namens Lhning, am I.juli 1819 einen erfolglosen Mordanfall auf den Staats-rath von Jbell, den Vorkmpfer der Reaction in Nassau, und ermor-dete sich hierauf selbst. Dieser Fall mute die Besorgni vor einer geheimen Verschwrung noch steigern.
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Jahre alt war, seine Shne und Enkel eintraten. Gleich-zeitig brach der Aufstand in allen bengalischen Garnisons-stdten aus. Der erfinderischen Grausamkeit der Orientalen gengte die bloe Ermordung der Englnder nicht; sie wurden unter den ausgesuchtesten Martern hingeschlachtet, lebendig verbrannt, in Stcke zerhauen; es wurden ihnen die Augen ausgerissen, die Finger und Zehen langsam abgeschnitten, die Haut abgezogen, die Kinder auf dem Pflaster zerschmettert, und alle ersinnlichen Gruel verbt. Der Aufstand verbreitete sich mit Blitzesschnelle der Nordindien und war berall von denselben Freveln begleitet. Jetzt erholten sich die Briten von ihrer anfnglichen Betubung, und entwickelten, aus ihrer gewohnten Weichlichkeit und Ueppigkeit aufgerttelt, eine bewundernswrdige Kraft und Todesverachtung. Zum Glck fr die Englnder blieben ihnen die kriegerischen Gorkhas im Himalaya und die tapferen Sikhs im Pendschab getreu und leisteten gegen vie Sipahis wesentliche Dienste; auch betheiligte sich die groe Volksmasse nicht an den Plnderungen und Metzeleien. So blieben die Sipahis auf sich beschrnkt. Nach einer dreimonatlichen Belagerung konnte General Wilson Delhi mit Sturm nehmen. Der alte Kaiser Akbar ward gefangen nach Kalkutta abgefhrt, zwei Shne und drei Enkel von ihm, die sich an der Emprung betheiligt, wurden erschossen. Das Heer, welches Delhi vertheidigt, ergo sich in regelloser Flucht an beiden Ufern der Dfchumna hin, wurde aber von den Englndern vollends auseinander-gesprengt. Ein Theil desselben warf sich in das Gebirgsland von Audh in den Vorketten des Himalaya, das erst seit 1856 den Englndern gehrte, und dessen Einwohner sich dem Aufstande anschlssen. Dort hatten sich die Englnder mit 400 Frauen und Kindern in die Citadelle von Lucknow, der Hauptstadt des Landes, geworfen, die Tag und Nacht von den Rebellen beschossen und unaufhrlich beftrmt wurde. Scbon war die englische Besatzung, die unter Sir Lawrence alle Angriffe zurckgeschlagen, entschlossen, sich samnit Frauen und Kindern in die Luft zu sprengen, schon glaubte man nur noch auf 24 Stunden Lebensmittel zu haben, als es dem edlen und tapferen General Havelock gelang, die fnffach berlegene Belagerungsarmee zu durchbrechen und nach
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Extrahierte Personennamen: Wilson_Delhi Lucknow Lawrence Havelock
beinahe sieben Jahre gefangen, wodurch der Grund zu seinem frhen Tode gelegt ward.
Auf die Kunde von dieser Erhebung entbrannte Sultan Mahmud in grenzenloser Erbitterung, um so mehr, da man jetzt auch in Konstantinopel der geheimen Hetrie auf die Spur gekommen war. Die christliche Bevlkerung wurde nun der Wuth des Volkes und der wilden Unbndigkeit der tr-kischen Soldaten preisgegeben, und das Hinschlachten der Un-glubigen im ganzen Reiche befohlen. Besonders hatten die reichen Fanarioten (so genannt von einem Siadttheil in der Hauptstadt) die Rache der Trken zu empfinden. Gregorios, der hochbejahrte Patriarch von Konstantinopel, mute den Kirchenbann der Ypsilantis und die Emprer aussprechen, ward aber bald darauf selbst beschuldigt, die Entweichung einer griechischen Frstenfamilie begnstigt zu haben, und konnte der das ihm bevorstehende Loos nicht mehr in Ungewiheit fein. Doch verschoben die Trken die Rache bis zum christ-lichen Osterfeste.
Am ersten Ostertage (1821), als viele Christen in Kon-stantinopel schon nicht mehr wagten, in die Kirche zu gehen, begab sich Gregorius doch in seine Basilika, um in gewohnter Pracht das Hochamt zu halten. Bei seinem Austritt ergriffen die Janitscharen mit gezckten Sbeln den wrdigen Greis und hingen ihn nebst anderen Priestern vor seiner Wohnung auf. Hier blieb der Leichnam bis zum Dienstag hngen, wo ihn Juden ins Meer schleiften.*)
Die Ermordung des Patriarchen war der Anfang zu einer ganzen Reihe von Gruelscenen. Der trkische Pbel plnderte die Huser der Griechen, schnitt ihnen Nasen und Ohren ab und warf sie dann aus den Fenstern auf die Straen, wo sich die Wuth der Trken mit jeder Stunde steigerte. Gefangene Griechen wurden an Stricken durch die Straen geschleift und dann zerrissen, andere bei den Beinen aufgehngt und mit Messern und Gabeln durchstochen; viele
*) Da der Leichnam fr 100,000 Piaster erkauft ward, wurde er nicht ganz versenkt; griechische Matrosen zogen ihn aus dem Wasser und brachten ihn nach Odessa, wo mit Erlaubni des Kaisers Alexander sein Mrtyrerthum gefeiert und ein Todtenamt mit einer trefflichen Leichenrede gehalten wurde.
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Extrahierte Personennamen: Sultan_Mahmud Gregorios Gregorius Alexander Alexander
24
Füßen einhergeht?" Das Orakel hatte aber geweissagt, daß
Theben erst dann von dieser Geißel befreit werden würde,
wenn jemand das Räthsel gelöst hätte. Schon Viele hatten
ihr Leben gewagt und noch immer hatte sich der rechte Mann
nicht gefunden. Da erklärte die Königin Jokaste, sie wolle
Hand und Krone dem geben, der das Räthsel lösen würde.
Auch Oedipus hatte von der Noth des Landes gehört.
Muthig begab er sich an den Berg, wo sich die Sphinx gerade
aufhielt, hörte das Räthsel und sein Scharfsinn fand sogleich
die Lösung. „Das Räthsel," sagte er, „ist ein Mensch: am
Morgen des Lebens kriecht er auf vier Füßen, Mittags steht er
auf zweien und am Abend nimmt er als dritten Fuß den Stab
zu Hülfe." Da stürzte sich die Sphinx überwunden in den
Abgrund und lag zerschmettert am Boden.
Der Sieger zog in Theben ein und empfing Jokastes Hand
und den Königsthron. Das Orakel war nun vollständig erfüllt,
ohne daß Oedipus eine Ahnung davon hatte. Zwanzig Jahre
führte er über Theben eine milde Herrschaft, als eine furchtbare
Pest ausbrach und viele Tausende hinraffte. Da kein Mittel
helfen wollte, fragte man das Orakel um Rath und erhielt den
Spruch, die Pest sei eine Strafe der Götter, weil des Lotos
/ 2wd unbestraft geblieben sei, und werde nicht eher aufhören, bis
der Mörder aufgefunden und bestraft sei. Oedipus stellte nun
Nachforschungen an, und diese führten allmählig zur Entdeckung
' «' des ganzen Geheimnisses: er erfuhr seine Herkunft, seine Aus-
■ , setzung, und die ganze unheilvolle Verkettung der Umstände lag
offen vor seinem Geiste da. Jokaste erhenkte sich aus Verzweif-
lung, Oedipus stach sich mit eigener Hand die Augen aus.
Erhalte zwei Söhne, Eteokles und Polpnikes, und
zwei Töchter, Antigone und Jsmene. Die beiden Söhne
sprachen über den unglücklichen Vater die Verbannung aus,
und so irrte der tiefgebeugte Greis, von Allen verlassen, nur
geführt von der Hand seiner treuen Tochter Antigone, von
Ort zu Ort. Endlich gelangte er zu dem Flecken Kolonos
bei Athen, und ließ sich in einem Haine der Eumeniden (Furien)
nieder, den kein menschlicher Fuß betreten durfte. Der athe-
nische König Theseus gewährte ihm hier eine sichere Zufluchts-
stätte. Der vielgeprüfte Dulder war indessen durch seine
Leiden mit den Göttern ausgesöhnt und das Orakel hatte
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geweissagt, daß das Land herrlich aufblühen werde, das die
Gebeine des greisen Oedipus in seinem Schoße bergen würde.
Da schickten des Oedipus Söhne und ließen den arg geschmähten
Vater zur Rückkehr nach Theben einladen: der aber sprach
den Fluch über die herzlosen Söhne aus und blieb an der
Stätte, ite ihn gastlich aufgenommen, und wo er bald zur
ewigen Ruhe eingehen sollte. Ein Donnerschlag erdröhnte,
die Erde öffnete sich und nahm den Lebensmüden in ihre stille
Behausung aus. Seine Ruhestätte blieb ein Geheimniß, s-
An Oedipus Söhnen ging des Vaters Fluch nur zu bald
in Erfüllung. Sie hatten einen Vertrag geschlossen, wonach
sie ein Jahr ums andere abwechselnd die Herrschaft führen
wollten. Der ältere, Eteokles, weigerte sich jedoch nach Ablauf
des ersten Jahres den Thron abzutreten und vertrieb den
jüngeren, Polynikes, aus dem Lande. Er ging nach Argos,
wo König Adrastos herrschte, heirathete dessen Tochter und
bewog ihn zu einem Rachezug gegen seine Vaterstadt. Dies
ist der berühmte Zug der Sieben gegen Theben, der so genannt ¡y/,.,,
wird, weil außer Adrastos und Polynikes noch fünf andere Hel-^
den daran Theil nahmen. Unter diesen hebt die Sage besonders
den Ampchiaraos hervor. Er wünschte sich dem Zuge zu
entziehen, weil ihm seine Sehergabe den unglücklichen Erfolg
und seinen eigenen Untergang voraus verkündigte, aber seines ?
Gemahlin Criphy le ließ sich von Polynikes durch ein
denes Halsband bestechen und verrieth seinen Schlupfwinkel.
Nun konnte er nicht umhin, sich dem Zuge anzuschließen, in
dem sich seine Weissagung erfüllte. Die Thebaner geriethen
zwar anfangs in schwere Bedrängniß, aber der freiwillige
Opfertod eines Sohnes des Kreon, des Menökeus, der
sich von der Stadtmauer herabstürzte, beseelte sie mit neuem
Muthe, so daß sie die sieben argivischen Helden, von denen
jeder eines der sieben Thore Thebens bestürmte, zurückschlugen.
Alle, mit Ausnahme des Adrastos, verloren das Leben: den
Amphiaraos verschlang sammt seinem Streitwagen die Erde;
Eteokles und Polynikes fielen beide im gräßlichen Brudermorde*).
Nach diesem blutigen Ausgang übernahm Kreon, des
*) Zehn Jahre später belagerten die Söhne der gefallenen Helden
(die Epigonen, d. h. Nachkommen), um ihre Väter zu rächen, Theben
von neuem, und eroberten es für Thersander, des Polynikes Sohn.
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26
Oedipus Schwager, die Negierung von Theben. Aber der
Fluch der Götter ruhte noch nicht im thebanischen Königshause.
Kreon ließ den Leichnam des Eteokles bestatten, befahl aber
bei Todesstrafe, den Leichnam des Polynikes unbeerdigt liegen
zu lassen, den Hunden und Vögeln zum Fraß. Nun gebot
eine fromme Sitte den Griechen, keinen Todten unbestattet zu
lassen, weil er sonst nach ihrer Vorstellung in der Unterwelt
nicht zur Ruhe gelangen konnte. Antigone fühlte sich in ihrem
Herzen verpflichtet, die Satzungen der Götter höher zu achten,
als die Befehle eines irdischen Königs. Sie bestattete heimlich
den Leichnam ihres Bruders, ward aber alsbald auf der
That ertappt und vor den König geführt. Furchtlos bekannte
sie ihre That und ihren Grundsatz. Der strenge Herrscher
verurtheilte sie und ließ sie abführen, um lebendig eingemauert
zu werden. Da erschien der blinde Seher Tiresias und änderte
t / durch seine unheilvollen Prophezeiungen des Königs harten
st, / Sinn. Kreon eilte jetzt, Antigone zu befreien. Allein zu spät!
I ^ In ihrer Verzweiflung hatte sich die Jungfrau bereits mit Hülfe
ihres Schleiers erhenkt, und ihr Bräutigam Hämon, Kreons
Sohn, durchbohrte sich bei dem Anblick des herannahenden
grausamen Vaters mit dem Schwerte. Vom tiefsten Schmerze
überwältigt über den herben Verlust, den ihm sein Starrsinn
bereitet, ging er nach Hause, wo neuer Jammer seiner harrte:
seine Gattin Eurydice, von Antigonens und Hämons Ende
schon benachrichtigt, hatte sich selbst den Tod gegeben und lag in
ihrem Blute da. Zu spät erkannte Kreon, daß der Starrsinn,
mit dem er seinen Willen den ewigen Satzungen der Götter
entgegengestellt, den Untergang seines Hauses herbeigeführt
hatte. Es blieb ihm nichts übrig, als mit Ergebung zu er-
tragen, was ihm das Schicksal auferlegte.
Der Trojanische Krieg. /t
(1194—1184 v. Chr.)
1. Oie Hochzeit des peleus und der Thetis.
Als Peleus, König von Pythia in Thessalien seine
Vermählung nrit der Meergöttin Thetis feierte, waren alle
Götter und Göttinnen zum Feste eingeladen, außer Eris,
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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